Februar 2025

Megaphon #348

Wende in der Klimapolitik?

Wahlen sind immer auch Ausdruck eines Zeitgeistes. Und dieser zeigt in der Steiermark, in Österreich, aber auch in anderen westlichen Ländern unter anderem: Grüne Politik wird abgewählt. Greta Thunberg, einst Hoffnungsträgerin der Klimabewegung, widmet ihr Mobilisierungspotenzial anderen Themen. Die Interventionen durch Klimaaktivist:innen im Straßenverkehr sind Geschichte und werden wohl nicht als wertvoller Beitrag zur Erreichung von Klimazielen in Erinnerung bleiben. Selbst der deutsche Vizekanzler Robert Habeck bezeichnete sie als politisch verfehlt, weil sie keine breite Unterstützung fanden. Und in den USA hielt ausgerechnet der einstige Hoffnungsträger für leistbare Elektromobilität einem Klimaleugner den Steigbügel auf dessen Weg ins Weiße Haus – und kaufte sich dafür sogar ein ganzes reichweitenstarkes (soziales) Medium.

Es ist eine Entwicklung, die angesichts des wissenschaftlichen Konsenses überrascht. Das Narrativ des Kampfes gegen die Erderhitzung schien zwischendurch gar milieuübergreifend anzukommen. Doch die Rechnung wurde vorwiegend in den urbanen Ballungszentren gemacht – und ohne die Krisen der vergangenen Jahre. Corona und Teuerung setzten den Menschen zu, die Parteien der Mitte zerschellen an der Bedienung ihrer Regierungsinteressen. Es dominiert ein Gefühl: Es geht uns immer schlechter – auch wenn die Fakten das anders sehen –, da bleibt zu wenig Substanz für die Beschäftigung mit unseren Ressourcen.

Die grünen Parteien haben mit redlicher Politik versucht, ein nachhaltigeres Zeitalter einzuläuten – aber sie haben die soziale Komponente unterschätzt und Lösungen angeboten, die tendenziell nur für Gutverdienende erschwinglich sind. Das mahnt uns, neue Wege des Verständnisses zu finden. Ohne moralischen Zeigefinger. Unsere Titelgeschichte über das Projekt Klimalicht der Stadt Graz zeigt einen solchen Weg aus der Klimakrise (Seite 14). Es ist ein Ansatz, der Menschen unterschiedlicher Milieus ansprechen kann – und so begleitet ist, dass soziale und wirtschaftliche Faktoren weniger ins Gewicht fallen. Die Kosten werden nicht von einzelnen Bürger:innen getragen – sondern von der öffentlichen Hand. Auch Unternehmen könnten dazu motiviert werden. Es ist nur ein Ansatz, der uns einen neuen Weg in der Klimapolitik skizziert. Gerne mehr davon.

Editorial von Peter K. Wagner (Chefredakteur)

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Quellen zu den Zahlen

624 v. Chr. – 2023567%2021-202793,9%